Freiburg, im April 1998
SCHEUNE e.V.
SCHEUNE - BRIEF 18
Bild: Kinder aus der Schule "Tránsito Amaguaña"
in Quito
Liebe Freunde von SCHEUNE e.V.:
Gerade die Menschen, denen es oft am Nötigsten mangelt, sind diejenigen, die am schlimmsten von Naturkatastrophen, wie sie durch El Niño hervorgerufen werden, betroffen sind.
Robertina schrieb uns Ende letzten Jahres aus Cuenca:
Allen Freunden von SCHEUNE e.V. wollen wir erzählen,
daß wir mit unserem Abenteuer Gesundheitsarbeit weitermachen. Wir haben eine neue
Gemeinde besucht, die allerdings schon zur Küstenregion gehört, wo die Leute am meisten
von El Niño betroffen sind. Nachdem wir viele Leute behandelt hatten, konnten
wir nicht nach Cuenca zurückkehren. 2 Tage warteten wir darauf, daß das Wasser
zurückgeht, alles war überschwemmt und wir hatten Angst. Die Häuser der
compañeros schwammen im Wasser und es gab viele Schlangen, die alle durch das
viele Wasser hervorkamen. Wir machten uns auch Sorgen um unsere Familien, weil die ja
nicht wußten, warum wir nicht zurückkamen. Aber in den Gemeinden Shagli und Santa Isabel
haben wir jetzt Yachacs (Heilkundige) und Hebammen, die dort im Gesundheitsbereich
arbeiten, das macht uns Mut, und wir werden mit viel Energie weiterarbeiten. Weil Lucho
familiäre Probleme hat, ist er vorübergehend aus unserem Team ausgeschieden, aber dafür
arbeiten jetzt Mecias und Narcisa bei uns im Team mit...
Vor zwei Tagen erreichte uns ein weiterer Brief von
Robertina:
Die Probleme, die wir durch El Niño
durchstehen müssen, sind riesengroß. Von Neuem keimen die Cholera und andere Epidemien
besonders in den Küstenregionen wieder auf. Hier in Azuay hat El Niño seine
Spuren hinterlassen. Manche Dörfer sind völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Das
bedeutet für unsere Arbeit, daß wir, wenn wir Dorfbesuche und Kurse machen, die Menschen
nicht mit dem Auto erreichen können. Es gibt keine Brücken mehr, die haben die Flüsse
mitgerissen, wir müssen bis zu 5 Stunden reiten für einen Weg. Für einen Besuch sind
wir 3 Tage unterwegs.
Robertina bat uns auch um Verzeihung, daß wir so lange nichts von der Schule in Illapamba gehört hatten, aber Illapamba war zeitweilig komplett von der Außenwelt abgeschnitten, es gab Erdrutsche...
Auch Schwester Victoria schrieb uns aus Quito, daß viele Menschen an der Küste durch Überschwemmungen ihr Hab und Gut verloren haben und obdachlos sind.
Für die Schule Tránsito Amaguaña in Quito bedeutete El Niño, daß nicht wie vorgesehen erst die sanitären Anlagen installiert werden konnten, sondern die Fertigstellung des 2. Geschosses Vorrang hatte. Durch die vielen Regenfälle wären Holz und andere Materialien sonst unbrauchbar geworden.
Obwohl wir nicht um finanzielle Hilfe gebeten wurden,
haben wir Victoria vorerst 1500,-- DM zur Verfügung gestellt, um so den am schlimmsten
betroffenen Familien unter die Arme greifen zu können (Die Menschen wenden sich in ihrer
Not häufig an Sr. Victoria und bitten sie um Hilfe).
Um die Arbeit wenigstens ein bischen zu erleichtern, um
Transport- Medikamenten- und andere Kosten decken zu können, und auch, um so unsere
Solidarität zum Ausdruck zu bringen, bekam das Gesundheitsteam der UNASAY ebenfalls
1000,-- DM.
Bei den verschiedensten Hilferufen spüren wir
oft erst einmal große Betroffenheit über die Not der Menschen, besonders, wenn sie in
sehr abgelegenen Gebieten leben und oft von keiner anderen Stelle Hilfe zu ihnen kommt
(sie
sich aber auch häufig nicht trauen, jemanden um Hilfe zu
bitten). Wir sind dann immer sehr dankbar, daß eigentlich immer Geld auf unserem Konto
ist und wir schnell und unbürokratisch die Hand reichen können.
So konnten wir Fam. Kaufhold 500,-- DM für die kleine Schule in San Pedro Echaleche / Tungurahua mitgeben. Eine Jugendgruppe aus dem Stadtteil Santa Cruz / Quito, die kleine Holzarbeiten herstellt, um so ihre Familien finanziell zu unterstützen, bat uns über Schwester Victoria um 205 US$ für Werkzeug. Die Gemeinde San Isidro de Cajas / Ayora bat um einen Zu-schuß zur Wasserleitung, die Frauengruppe von El Prado / Ayora um einen Zuschuß für die Fertigstellung der Meerschweinchenställe...........
Es fasziniert uns auch immer wieder, wie wunderbar und einfach sich alles fügt: Entweder ist genügend Geld auf dem Konto und wir können gleich - auch ohne gezielten Finanzierungsantrag - reagieren, oder es kommt ein wichtiger Antrag um finanzielle Unterstützung und fast gleichzeitig wird uns von irgendwoher die benötigte Summe gespendet. Oder es fliegen genau zum richtigen Zeitpunkt Menschen nach Ecuador, wie gerade jetzt die Eltern von Isabell Kaufhold, die ein Jahr dort unentgeldlich arbeitet, und können Geld und Post von SCHEUNE e.V. mitnehmen.
Durch so viele Zufälle wird unsere Motivation für die SCHEUNE-Arbeit immer wieder neu belebt. Wenn wir dann daran denken, daß das alles in nunmehr 6 Jahren gewachsen ist, freuen wir uns einfach. Natürlich vergessen wir dabei nicht, daß wir ohne Euer Vertrauen und Eure Spenden diese wunderbare Arbeit nicht leisten könnten.
Weitere Nachrichten von SCHEUNE
e.V.:
Kinder
aus der Emil-Thoma-Schule haben in der Innenstadt von Freiburg gesungen, und das
gesammelte Geld für Kinder in Ecuador gespendet.
Am 25.
April feiern wir wieder den Tag der Erde. In Freiburg wird es wieder viele Aktionen geben.
Wie jedes Jahr wird sich SCHEUNE e.V. mit einem Stand beteiligen.
Nach wie
vor bekommen wir viele Anfragen aus Deutschland und aus der Schweiz von Menschen, die
gerne nach Ecuador reisen und irgendwo mitarbeiten möchten,
Praktikantenstellen suchen oder auch ihre Diplomarbeit dort machen möchten. Da das
Verhältnis zwischen uns und den Gruppen in Ecuador von gegenseitigem Vertrauen geprägt
ist, geben wir nicht einfach so Adressen weiter. Bisher haben wir alle Interessierten
persönlich eingeladen und möchten dies auch weiterhin tun. So können wir nicht nur die
Menschen kennenlernen, die gerne SCHEUNE- Gruppen besuchen möchten, wir können so vor
allem auch abschätzen, wen wir zu welcher Gruppe schicken, oder auch, wem wir in seinem
Anliegen nicht weiterhelfen können. Oft sind es mehrstündige, oder auch mehrtägige
Gespräche, in denen wir Menschen von hier auf ihre Mitarbeit dort vorbereiten. Für jede
Art der Freiwilligenarbeit sind natürlich gute Spanischkenntnisse unbedingte
Voraussetzung.
Andrea von
Rauch ist seit Herbst letzten Jahres in Ecuador und absolviert dort nicht nur verschiedene
Praktika sondern hat auch schon einige SCHEUNE-Gruppen besucht. Über E-Mail bekommen wir
von ihr immer die neuesten Nachrichten.
Trixi
Doll war für 2 ½ Monate in Ecuador und hat sowohl in Salasaca als auch bei der UNOPAC in
Ayora einige Zeit im landwirtschaftlichen Bereich mitgearbeitet.
Wir haben uns
überlegt: So viele Menschen spenden, so viele Menschen haben Interesse an Ecuador und den
Menschen dort. Wie wäre es eigentlich, wenn SCHEUNE-Interessierte gemeinsam nach Ecuador
reisen würden? Wir (Ursula und Monika) hätten Lust, eine Gruppe zu begleiten und eine
Reise zu organisieren.
Wir wünschen Euch allen Frohe Ostern
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Weitere Scheune-Briefe
Bankverbindung:
SCHEUNE e.V., Sparkasse Freiburg, BLZ 680 50 101, Kto.Nr.:
204 90 83