Freiburg, im Dezember 1999

SCHEUNE e.V.

 

SCHEUNE - BRIEF 23

 

Postkarte von der Eruption des Pichincha – von Quito aus gesehen

Liebe Freunde von SCHEUNE e.V.:

Als ich im Oktober 1998 in den Flieger Richtung Quito stieg, war ich mir noch nicht wirklich darüber bewußt, was mich in meinem fast einjährigen Ecuador-Praktikum erwarten würde. Alles ging damals so schnell. Doch ich sollte absolut nichts bereuen, im Gegenteil: ich habe viel Neues gelernt und unschätzbare Erfahrungen gemacht in einem Land, dessen unglaubliche und tief beeindruckende andine Landschaftskulisse mit seinen schneebedeckten Vulkankegeln und freundlichen, hilfsbereiten Einwohnern oftmals über erschreckende wirtschaftliche und soziale Verhältnisse hinwegtäuscht.

Mein neues "zu Hause" war das Casa Parroquial (Pfarrhaus) in Ayora, ca. 2 Std. nördlich von Quito. Meine "neue Familie" bestand aus drei liebevollen, lustigen und toleranten Nönnchen und einigen Missioneros (Freiwilligen, die für 1 Jahr im kirchlichen Bereich ein Praktikum machen). Sie habe ich in ihrer Gemeindearbeit unterstützt, bei der sie weit über 10 verschiedene Dorfgemeinschaften in und um Ayora betreuen. Ich fuhr sie zu Versammlungen, Treffen und Kursen, bei denen sie mit den verschiedenen Frauen- und Jugendgruppen arbeiten und nahm natürlich meist auch an den Veranstaltungen teil. So habe ich gleich von Anfang an Scheune Gruppen in Ayora und Umgebung kennengelernt. Von meinen MitbewohnerInnen konnte ich viel über sie selbst, ihre Mitmenschen, ihre Kultur und ihre Sprache lernen.

Nach einer ersten Eingewöhnungszeit gab ich Sportunterricht in der Schule von San Francisco de Cajas (in Deutschland studiere ich Sport und Spanisch). Es war schön zu sehen, wie einfach man die Indigena-Kinder mit kleinen Spielchen, etc. glücklich machen konnte. Zudem arbeitete ich auch noch bei der UNOPAC (Bauernorganisation in Ayora) im Ausbildungsbereich (Capacitación) mit und auch natürlich weiterhin in der Pfarrgemeindearbeit.

Im März 99 besuchte ich dann auf einer Reise mit Monika und Eduardo auch die anderen Scheune-Gruppen in fast ganz Ecuador. Oftmals sah ich mit großem Erstaunen, wie gut sich die Leute organisiert haben, trotz der nur kleinen finanziellen Unterstützung. Aber wir bemerkten auch, daß noch viel mehr möglich wäre, wenn die Leute einen direkten Ansprechpartner hätten, wie es nun Eduardo ist.

Von den Menschen dort habe ich vor allem gelernt: Man braucht nicht viel, um zu leben, und man braucht auch nicht viel, um glücklich zu sein; man sollte sich öfter mal auf das Wesentliche konzentrieren, sich immer mal wieder die Ruhe einer "hora ecuatoriana" nehmen (die Zeit läuft in Ecuador einfach langsamer als hier bei uns), auch mal mit weniger zufrieden sein und das schätzen, was man hat.

Jörn Kappenstein

Jefferson Mecham lebt und arbeitet seit Jahren in Ecuador. Er ist im ökologischen Landbau tätig, gibt Kurse über Permakultur, berät Indianerdörfer im Hochland in der Anlage von Baumschulen etc. SCHEUNE e.V. hat diese Arbeit bisher durch die Mitfinanzierung von Kursen unterstützt. Zusammen mit seiner Frau Valentina und mehreren engagierten Hochland-Indianern gründete er das Institut Allpa Jaipirina.

Simone, die vor 6 Jahren zum 1. Mal über SCHEUNE e.V. in Ecuador war, besuchte Jeff im Frühjahr 1999. Er berichtete von einem Nahe San Jose de Minas gelegenen, weitgehend intakten Bergregenwald, der seit kurzem an mehreren Stellen von Holzfällern zerstört wird. Dieser Wald ist in Privatbesitz und soll nun an Holzgesellschaften verkauft werden. Das Institut A. Jaipirina hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Bergregenwald zu bewahren und zu erreichen, daß er als Schutzgebiet ausgewiesen wird. Verhandlungen mit den Besitzern sind im Gange und diese sind bereit, den Wald an das Institut zu verkaufen (1 ha kostet im Durchschnitt 75 US$). Erste Anzahlungen von Deutschland aus wurden bereits getätigt. Langfristig ist geplant, das Institut zum Ausbildungs- und Forschungszentrum auszubauen, vor Ort Kurse in nachhaltiger Landwirtschaft anzubieten und einige DorfbewohnerInnen als Ranger auszubilden.

Um Allpa Jaipirina beim Kauf des Bergregenwaldes (und natürlich bei seiner weiteren Arbeit) zu unterstützen, gründete Simone mit engagierten Menschen zusammen in Hannover den Verein PARE e.V. Für Nachfragen steht Simone Eberhardt gerne zur Verfügung. Telefon u. Fax: 0511 / 13 16 509. Wenn Ihr die Erhaltung des Bergregenwaldes unterstützen möchtet, könnt Ihr direkt an PARE e.V. spenden. K.Nr. 114 966 001, Lindener Volksbank BLZ 25190101.

 

Weitere Nachrichten von SCHEUNE e.V.:

Wie Ihr sicher aus der Presse erfahren habt, sind zur Zeit zwei Vulkane in Ecuador sehr aktiv. Zu dieser Situation schreibt uns Eduardo: "... der Tungurahua streut seine Asche über Riobamba, Ambato (2 große Städte), die Zonen von Patate, Pelileo und Baños (die Stadt Baños ist seit fast 2 Monaten komplett evakuiert, Felder können nicht abgeerntet, Vieh nicht gefüttert werden...). Es gibt Hunderte von "umgesiedelten" Familien. Die Menschen wurden in Herbergen untergebracht, unter strenger Kontrolle. Das Essen ist knapp trotz der Tatsache, daß es Hilfsprogramme gibt. Es scheint, daß die Logistik nicht gut funktioniert. Der Pichincha speit weiterhin Asche, immerhin nicht ständig (Anfang Oktober war ganz Quito von einer dicken Ascheschicht bedeckt und als wir das hörten, dachten wir an die vielen Menschen, die ihre Fenster- und Türspalten nicht mit Klebestreifen abdichten konnten, an die mit Asche bedeckten Felder, Tiere....). In der Provinz Pichincha gibt es nicht so viele "Evakuierte" wie in Tungurahua, abgesehen von der Dorfgemeinschaft Lloa und deren Vieh..."

Allein aus der Provinz Tungurahua liegen uns 14 Neuanträge von Schulen vor. In den meisten Fällen wollen Eltern Kleinkredite, um gemeinschaftlich Gemüse und Früchte unter Folien anzubauen, oder um andere produktive Projekte zu starten.

Katja hat die Klasse 4c der Grundschule Staufen im Unterricht besucht und 2 Schulstunden über Ecuador gestaltet.

Ende November veranstaltete die 4c der Grundschule Staufen wieder den traditionellen Weihnachts-Tannenverkauf. Die diesjährige Aktion brachte nicht nur einen Rekorderlös: vom ersten Frühjahrspflanzenmarkt 1993 bis heute hat Brunhild Dziuk mit ihren SchülerInnen und deren Eltern 10.000 DM für Patenschulen gesammelt. Zu diesem Engagement und dieser Leistung gratulieren wir und bedanken uns nochmals ganz herzlich im Namen der Kinder in Ecuador.

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat SCHEUNE e.V. für den "Anderen Dienst im Ausland" anerkannt. Anfang November sind drei "Zivildienstleistende" zu den Provinz-Indianerorganisationen FOICH und UNASAY sowie zu einer Behinderteneinrichtung in Cayambe ausgereist. Weitere "Zivildienstplätze" über SCHEUNE e.V. in Ecuador stehen vorerst nicht zur Verfügung. Anfragen - bitte mit Rückporto - bzgl. des "Anderen Dienstes im Ausland" (ab 2001) richtet bitte an Ursula Trusch, Neumattenstr. 43, 79102 Freiburg.

Das Umweltkomitee von Ayora wünscht sich einen Jahrespraktikanten der die Aktivitäten des Müllrecyclings koordiniert; auch der Kindergarten von Ayora nimmt eine Praktikantin auf. Sehr gute Spanischkenntnisse sind natürlich unabdingbar.

Im Frühjahr 2000 wollen wir für die Schulen, die über Scheune e.V. Schulen in Ecuador unterstützen, Veranstaltungen mit Siegfried Pater organisieren. Siegfried Pater besucht Kindergärten und Schulen, um mit den Kindern Umwelt- und Dritte-Welt-Themen zu erarbeiten. Kindergartenkinder sowie die Kleinen der ersten beiden Schuljahre bekommen nach der Veranstaltung auch das Kinderbuch "Die Sonne und ihre Kinder" geschenkt. Bei Interesse wendet Euch bitte an Monika oder Katja. Direktkontakt: S. Pater, Postfach 150 106, 53040 Bonn, T. 0228/236484, Fax 237967.

Bei der Mitgliederversammlung am 25.09. wurde der neue Vorstand von SCHEUNE e.V. gewählt:

1. Vorsitzende: Monika Kornisch, 2. Vorsitzende: Katja Görhart-Martinez, Kassenwart: Jürgen Kayser.

Wir danken dem alten Vorstand für seine Arbeit in den vergangenen zwei Jahren.

Seit dem letzten Scheune-Brief konnten wir mit Euren Spenden wieder viele Gruppen unterstützen: Die Indianerorganisationen UNASAY und FOICH bei der Finanzierung von Versammlungen; die Schule Túpac Yupanqui, Pímbalo, mit einem neuen Dach, die Schulen Encalada und Mayorazgo (Chimborazo) mit Kleinkrediten für Gewächshäuser; die Kinder des Barrio St. Cruz in Quito mit einer Kühltruhe für ihr Eisprojekt; die Frauengruppen aus San Francisco de Cunujhuachay u. Paquiestancia mit Kleinkrediten für ihre laufenden Programme und Kurse; den Kindergarten Tixán mit einen Zuschuß zu Möbeln, die Behindertenschule in Cayambe mit Materialien...

Scheune7.gif (1359 Byte)

Euch allen wünschen wir ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahrtausend

Zurück zur Hauptseite von SCHEUNE e.V.
Weitere SCHEUNE-Briefe
   



Bankverbindung:
SCHEUNE e.V., Sparkasse Freiburg, BLZ 680 50 101, Kto.Nr.: 204 90 83